Wallfahrt

150 Jahre Wallfahrt noch Kloster Brunnen

Das Jahr 1857 war für unsere Vorfahren im Kirchspiel Hellefeld, dem sog. „Altem Testament“ ein unsagbar leidvolles Jahr. Es grassierte wieder einmal die „Rote Ruhr“, eine Volksseuche, die von alters her im Gefolge von Kriegen auftrat. Die Dysenterie (Ruhr) ist eine mit heftigen schleimblutigen Durchfällen verbundene infektiöse Darmerkrankung (v.a. des Dickdarms). Diese Durchfallerkrankung hat in den Napoleonischen Kriegen, im Krimkrieg, im Krieg 1879/1871 und im Ersten Weltkriege eine bedeutende Rolle gespielt. Mag in unserer heutigen Zeit diese Krankheit ihre Schrecken verloren haben, nach einigen Krankheitstagen mit kolikartigen Bauchschmerzen und heftigem Durchfall tritt in der Regel eine Besserung ein, für die Menschen in der damaligen Zeit bedeutete die Ruhr unendliches Leid.

Im Schreckensjahr 1857 verstarben im Kirchspiel Hellefeld 92 Personen, ca 5 % der Gesamtbevölkerung , davon allein an der Roten Ruhr 75. Diese Sterbefälle ereigneten sich innerhalb von wenigen Wochen im August und September.

Auch Meinkenbracht traf es hart. Von 188  Einwohnern mussten 19 Menschen ihr Leben lassen. In allen Familien geisterte die Angst von Unheil und in manchen Familien brach das Leid besonders arg herein. Blutige Ernte hielt die Rote Ruhr in den Familien Johannes Oberste und August Essleben. Innerhalb von 10 Tagen verloren diese Familien jeweils 3 Kinder im Alter zwischen 15 und 6 Jahren. 

Lehrer August Essleben, der neben seinem Schuldienst sich auch in kirchlichen Angelegenheiten  stark engagierte, regte an , eine jährliche Wallfahrt noch Kloster Brunnen zu geloben, wenn die grauenvolle Krankheit und das unermessliche Leid ein Ende nehmen würde. Die Gemeinde nahm diese Anregung auf und gelobte, fortan jährlich am Feste Mariä Geburt (8. September) eine Wallfahrt nach Kloster Brunnen durchzuführen. Es wird berichtet, dass nach der ersten Wallfahrt am 8. September 1857 keine weiteren Todesfälle mehr zu beklagen waren.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlegte die Gemeinde den Wallfahrtstag auf den Sonntag nach Mariä Geburt. Auch in der Zeit des Dritten Reiches haben die Meinkenbrachter ihr Gelübde gehalten. Als kleine Gruppen getarnt und mit zusammengerollten Fahnen machten sich die Wallfahrer auf den Weg nach Kloster Brunnen.

Nachdem der alte Fußweg von Meinkenbracht nach Kloster Brunnen immer mehr zugewachsen und tlw. auch stark ausgewaschen war, versammeln sich seit 1962 die Gläubigen nunmehr in Brenschede, um von dort die Wallfahrt zu gehen.

Am 9. September 2007 gingen die Meinkenbrachter zum 150sten Male ihre Wallfahrt nach Kloster Brunnen. Dieser Festtag begann am Morgen mit einem gemeinsamen Frühstück. Die Hl. Messe in Kloster Brunnen wurde um 11.00 Uhr von Pastor Richard Klamann zelebriert.

Danach machten sich die Wallfahrer auf den Rückweg. Wieder zurück in Meinkenbracht klang der Jubiläumstag dann bei Kaffee und Kuchen in geselliger Runde aus.